EVA: Kunigunde ist besser als du. Kunigunde ist besser als ich.
Kunigunde ist die Frau, die wir alle sein sollten, aber keine von uns
je sein wird, weil wir zu alt oder zu hässlich oder zu dumm sind.
Oder wir kauen zu sehr an unseren Nägeln. Trinken nicht ausreichend
Wasser. Wir haben keinen Doktortitel bekommen. Wir haben
uns bei einem Vorstellungsgespräch lächerlich gemacht. Wir können
nicht in Stöckelschuhen laufen. Unsere Strumpfhosen haben Laufmarschen.
Kunigunde ist von allen diesen Dingen nicht betroffen.
Kunigunde ist deine und meine Kollegin. Wenn sie sich zu uns setzt,
werden wir uns dafür schämen, dass wir die Suppe nicht fein essen
können. Dass wir Plaque auf unseren Zähnen haben. Abgesplitterter
Nagellack. Kunigunde ist hier, um uns dazu zu bringen, die Hände
unter den Tisch zu halten und später, im Bett liegend, zu versprechen,
dass wir ab morgen mit einer Diät und einer Psychotherapie
beginnen. Das wir uns endlich Mühe geben.Vor allem aber, werden
wir uns schämen, dass wir ein altes Fahrrad und hässliche Kleidung
haben.
LILITH: Um mich zum Schämen zu bringen, bräuchte man mehr
als Kunigunde, ich habe jetzt wichtigere Dinge zu tun.
(sie essen einen Moment lang schweigend)
Trägt sie wirklich hochhackige Schuhe? Warum sollte ich mich für
meine flachen Absätze schämen? Die Schuld des Schuhs auf den
Fuß zu schieben! Das ist Unsinn.

Text: Weronika Murek
Regie: Julia Mark
Raum und Kostüme: Claudia Kucharski
Video: Tomasz Schaefer
Musik: Darius Gall
Licht: Bernd Schramm
Realisierung der Kostüme: Veronika Stünkel
Tonaufnahmen: Thomas Schönweiß
Regieassistenz: Tatjana Depperschmidt
Spiel: Atischeh Braun, Claudia Kucharski
Gesang: Christine Mittermair
Stimme: Gerald Leiß